
Tarifrunde Chemie 2019!
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CHEMIE UND
PHARMA
Entlastung, Sicherheit
im Alter, Qualifizierung - und mehr Geld: In der Tarifrunde 2019
haben wir für die 580.000 Beschäftigten in der
chemisch-pharmazeutischen Industrie
ein umfangreiches Maßnahmenpaket für eine gute Zukunft
geschnürt.
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ALLES ZUM CHEMIETARIFABSCHLUSS |
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Mehr
Freizeit, mehr Geld, mehr Sicherheit im Alter: Macht unterm Strich 6
Prozent Plus. Die Details zum Tarifabschluss in der chemischen
Industrie erklären wir in unserem FAQ. |
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Alles zum Thema Geld
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Wie viel mehr bringt mir der Tarifabschluss?
Alles in allem beträgt das Plus
mehr als 6 Prozent. Davon entfallen gut 1,8 Prozent auf das
Zukunftskonto, 0,7 Prozent auf die tarifliche
Pflegezusatzversicherung, etwa 0,5 Prozent auf die
Einmalzahlung, 2,8 Prozent auf die tabellenwirksamen Erhöhungen
und weitere 0,3 Prozent auf die Anhebung des Weihnachtsgelds.
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Wie lange läuft der Tarifvertrag?
Bis Ende März 2022. Und zwar
für alle regionalen Tarifbezirke. Damit machen wir Schluss mit
den nach Tarifbezirken differierenden Geltungsdauern. Der
aktuelle Tarifvertrag beispielsweise lief für die Tarifbezirke
Nordrhein, Rheinland-Pfalz und Hessen bis Ende Oktober, für
Bayern, Baden-Württemberg, Westfalen, Norddeutschland und Berlin
bis Ende November und für Saarland und Ostdeutschland bis Ende
Dezember 2019. Um auf ein gemeinsames Enddatum zu kommen,
bekommen die Tarifverträge diesmal unterschiedliche Laufzeiten
von 27 bis 29 Monaten.
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Warum ist die Laufzeit so lang?
Das ist die zweite Seite des
Kompromisses. Die wirtschaftliche Lage der
chemisch-pharmazeutischen Industrie hat sich nach Jahren der
Hochkonjunktur abgeschwächt. Die Arbeitgeberseite hatte deshalb
eine Nullrunde ins Spiel gebracht. Dass wir trotzdem alle unsere
Forderungen – Zukunftskonto, Pflegeversicherung, reales
Entgeltplus, Qualifizierungsoffensive – und noch zusätzlich eine
Anhebung des Weihnachtsgelds durchsetzen konnten, machte auf
unserer Seite Zugeständnisse bei der Laufzeit erforderlich.
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Wie hoch fällt meine Einmalzahlung aus und wann bekomme ich sie?
Das ist – wegen der noch
unterschiedlichen Laufzeit der Tarifverträge – regional und nach
Beschäftigtengruppen unterschiedlich. Diese Regelungen gelten
analog für Auszubildende. In Nordrhein,
Hessen und Rheinland-Pfalz fließt
die Einmalzahlung bereits im Januar 2020 und deckt einen
Zeitraum von sechs Monaten ab. Tagschichtler bekommen 6 Prozent,
Teilkonti-Schichtler oder Beschäftigte im 24h-Dienst 6,75
Prozent, Vollkonti-Beschäftigte oder Beschäftigte in
Dauernachtschicht 8 Prozent eines tariflichen Monatsentgelts. In
Westfalen, Bremen, Nord, Baden-Württemberg, Bayern und Berlin
fließt die Einmalzahlung im Februar 2020 und deckt einen
Zeitraum von fünf Monaten ab. Tagschichtler bekommen 5 Prozent,
Teilkonti-Schichtler oder Beschäftigte im 24h-Dienst 5,63
Prozent, Vollkonti-Beschäftigte oder Beschäftigte in
Dauernachtschicht 6,67 Prozent eines tariflichen Monatsentgelts.
Im Saarland
und in Ostdeutschland fließt
die Einmalzahlung im März 2020 und deckt einen Zeitraum von vier
Monaten ab. Tagschichtler bekommen 4 Prozent,
Teilkonti-Schichtler oder Beschäftigte im 24h-Dienst 4,5
Prozent, Vollkonti-Beschäftigte oder Beschäftigte in
Dauernachtschicht 5,33 Prozent eines tariflichen Monatsentgelts.
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Wann greifen die Entgelterhöhungen, und wie viel mehr gibt es?
Die erste Stufe greift am 1.
Juli 2020 und beträgt 1,5 Prozent für zwölf Monate. Die zweite
Stufe folgt am 1. Juli 2021 und beträgt 1,3 Prozent für neun
Monate. Diese Lohnerhöhungen erfolgen bundesweit einheitlich.
Zur Orientierung: Im Oktober 2019 lag die Inflationsrate bei 1,1
Prozent. Bliebe es bei diesem Wert, läge das Plus in beiden
Stufen oberhalb der Geldentwertung.
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Können Betriebe in schwieriger
wirtschaftlicher Lage die Erhöhungen verschieben?
Das ist nur für die zweite
Stufe zum 1. Juli 2021 möglich. Und nur für Unternehmen mit
einer Umsatzrendite von unter 3 Prozent oder mit negativem
Ergebnis. Außerdem müssen die Tarifvertragsparteien, also auch
die IG BCE, dem zustimmen.
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Wann und wie hoch steigt das Weihnachtsgeld?
Es steigt ab 2021 um 5
Prozentpunkte auf 100 Prozent eines tariflichen
Monatseinkommens.
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Alles zum Thema Zukunftskonto
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Was ist mit dem Zukunftskonto gemeint?
Der Tarifabschluss sieht die
Schaffung eines Zukunftskontos im Gegenwert von fünf freien
Tagen pro Jahr vor. Über die Verwendung kann jeder Einzelne im
Rahmen unterschiedlicher Wahloptionen frei entscheiden. Welche
einzelnen Optionen zur Verfügung stehen, wird in freiwilligen
Betriebsvereinbarungen geregelt.
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Ab wann steht mir das Zukunftskonto zu?
Die Einführung erfolgt
gestaffelt: Bereits im Jahr 2020 erhalten Beschäftigte 9,2
Prozent eines tariflichen Monatseinkommens, das sie für die
Wahloption nutzen können. 2021 steigt der Zukunftsbetrag auf
13,8 Prozent. Ab sind 2022 es dauerhaft 23 Prozent eines
tariflichen Monatseinkommens. Im Schnitt bedeutet das 940 Euro.
Unsere Forderung nach einem Zukunftskonto in Höhe von 1.000 Euro
haben wir damit praktisch durchgesetzt. Der Betrag steigt
tarifdynamisch.
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Was kann ich mit dem Zukunftskonto anstellen?
Viele Optionen sind möglich:
Ihr könnt den Zukunftsbetrag auf Langzeitkonten ansparen, für
die Altersvorsorge, für Qualifizierungsmaßnahmen, die
Berufsunfähigkeitsversicherung Chemie verwenden oder als freie
Tage nehmen. Auch eine Auszahlung ist denkbar. Die konkreten
Wahloptionen regeln Betriebsrat und Arbeitgeber in einer
freiwilligen Betriebsvereinbarung. Dabei muss es mindestens zwei
Optionen geben – eine davon sollte die Möglichkeit sein, das
Guthaben für zusätzliche Freizeit zu verwenden. Die Wünsche der
Beschäftigten, aber auch die betriebliche Umsetzbarkeit sollten
dabei berücksichtigt werden. Dies kann im Einzelfall auch zu
Verwendungszwecken ohne Zeit führen. Unsere Empfehlung und
politische Zielsetzung ist aber, dass auch mindestens eine
Zeitkomponente angeboten wird. Denn alle Umfragen und
Rückmeldungen haben ergeben, dass die meisten Beschäftigten eine
Zeitkomponente nutzen wollen.
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Profitieren Azubis auch?
Ja, Auszubildenden wird das
Guthaben auf dem Zukunftskonto mit der Januarabrechnung
ausgezahlt.
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Wem steht das Zukunftskonto zu?
Das gilt für alle Beschäftigte
in den Betrieben, in denen der Chemie-Tarifvertrag gültig ist.
Stichtag für die Berechtigung ist der 1. Werktag im Januar.
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Alles zum Thema Pflege |
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Wie ist die Pflegezusatzversicherung geregelt?
Die Pflegezusatzversicherung
CareFlex Chemie ist ein Pflegetagegeld und ergänzt die
gesetzliche Pflegevorsorge. Die Grundsätze haben IG BCE und
Bundesarbeitgeberverband in ihrem Tarifvertrag vereinbart und im
Gruppenvertrag zwischen den Tarifparteien und einem
Versicherungskonsortium konkretisiert. Vorbild ist ein
Pilotmodell, das die IG BCE bereits im Januar 2019 mit Henkel
vereinbart hatte und das dort bereits von vielen Beschäftigten
in Anspruch genommen wurde.
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Welche Rolle spielt das Versicherungskonsortium?
Die Pflegeversicherung wird von
drei namenhaften Versicherern bereitgestellt. Es ist das
deutschlandweit erste Konsortium in der betrieblichen
Krankenversicherung und beim Thema Pflege. In diesem Konsortium
hält die R+V 45 Prozent, die Deutsche Familienversicherung 35
Prozent und die Barmenia 20 Prozent.
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Warum brauchen wir eine Pflegezusatzversicherung?
Aktuell haben nicht einmal fünf
Prozent der Deutschen eine private Pflege-Vorsorge. 40 Prozent
der Pflegebedürftigen im Pflegeheim rutschen in die Sozialhilfe.
1927 Euro muss ein Pflegebedürftiger derzeit im
Bundesdurchschnitt monatlich aus eigener Tasche für das
Pflegeheim zuzahlen. Die Kosten der Pflege sind also deutlich
höher als die staatlichen Leistungen. Und die
Pflegeversicherungsbeiträge steigen kontinuierlich. Gleichzeitig
führt die demografische Entwicklung zu einem enormen Anstieg der
Pflegebedürftigkeit: 2018 waren 3,7 Millionen pflegebedürftig,
2050 werden es schon 5,2 Millionen sein.
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Macht das kürzlich beschlossene „Angehörigen-Entlastungsgesetz“ die
Pflegezusatzversicherung nicht überflüssig?
Das
„Angehörigen-Entlastungsgesetz“ soll die Kinder
pflegebedürftiger Eltern entlasten. Kinder, sollen erst zu
Unterhaltszahlungen herangezogen werden können, wenn ihr
Jahreseinkommen 100.000 Euro brutto übersteigt. Bevor das Gesetz
greift, muss aber das eigene Vermögen der Pflegebedürftigen
komplett aufgebraucht sein. Finanzielle Sicherheit für den
eigenen Pflegefall oder der seiner direkten Angehörigen bietet
deshalb auch das neue Gesetz nicht. Das frei verfügbares
Pflegetagegeld aus der CareFlex Chemie hingegen schützt das
private Vermögen und entlastet Pflegebedürftige und pflegende
Angehörige
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Wie wird die Pflegezusatzversicherung finanziert?
Die Pflegezusatzversicherung
wird komplett durch den Arbeitgeber finanziert. Unabhängig vom
Einkommen der Beschäftigten zahlt der Arbeitgeber 33,65 Euro pro
Monat ein.
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Ab wann tritt die Pflegezusatzversicherung in Kraft?
Versicherungsbeginn ist der
01.Juli 2021.
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Für wen gilt die Pflegezusatzversicherung?
Die Pflegezusatzversicherung
gilt für alle Arbeitnehmer, deren Beschäftigung länger als 6
Monate besteht und Anspruch auf Entgelt oder Entgeltfortzahlung
haben. Für Auszubildende gilt die Zusatzversicherung nicht. Bei
der Übernahme von Auszubildenden greift sie aber ab dem 1. Tag,
egal ob sie unbefristet oder befristet übernommen werden.
Außertarifliche und leitende Angestellte können über freiwillige
Vereinbarung des Arbeitgebers in die Zusatzversicherung
eintreten. Anspruch haben außerdem Arbeitnehmer in Eltern- oder
Pflegezeit bis zwölf Monate, bei krankheitsbedingter
Arbeitsunfähigkeit bis 72 Wochen, bei unbezahlter Freistellung (Sabbatical)
bis zwölf Monate und Arbeitnehmer, die sich in der
Freistellungsphase von Langzeitkonten befinden. Nach diesen
Zeiträumen können die Beschäftigten den Vertrag aus Eigenmitteln
fortführen. Wollen sie das nicht, können sie den Vertag
beitragsfrei ruhend stellen.'
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Welche Prämien und Leistungen bietet die Versicherung?
Monatlich 300 Euro gibt es bei
häuslicher Pflege bei Pflegegrad 2 bis 4. Pflege im Heim wird
bei Pflegegrad 2 bis 5 mit monatlich 1.000 Euro unterstützt. Im
Leistungsfall werdet ihr vom Beitrag befreit. So wird
verhindert, dass die Leistung von der Prämie abgezogen wird. Das
gilt auch ab Leistungsgrad 1. Bei Tarifmitarbeitern gibt es
keine Gesundheitsprüfung. Wenn ihr das Unternehmen innerhalb der
Branche wechselt, ändert sich nur der Beitragszahler
(Arbeitgeber). Die Versicherungsbedingungen ändern sich nicht.
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Welche Zusatzmodule gibt es?
Kinder, Ehe- und Lebenspartner
und Kinder (ohne Altersbegrenzung) können mit nur einer
Gesundheitsfrage und Eltern, Schwiegereltern, Geschwister und
Enkel können mit einer einfachen Gesundheitsprüfung sowie mit
einem überschaubaren Zusatzbetrag privat abgesichert werden. Es
besteht außerdem die Möglichkeit, die tarifliche
Pflegeversicherung ambulant und stationär aufzustocken. Bei
Beendigung des Arbeitsverhältnisses, beispielsweise durch
Renteneintritt oder Kündigung, kann die Pflegezusatzversicherung
privat ohne Gesundheitsprüfung fortgeführt werden.
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Weitere Themen
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Sind weitere Änderungen vereinbart worden?
Im Tarifvertrag „Moderne
Arbeitswelt“ ist Folgendes festgelegt worden: Arbeitgeber und
Arbeitnehmer können eine befristete individuelle Vereinbarung
zur wöchentlichen Arbeitszeit festlegen, die mindestens 32
Stunden beträgt. Voraussetzung dafür ist, dass dazu eine
freiwillige Betriebsvereinbarung abgeschlossen wurde. Der
Ausgleich der Stunden kann in Geld oder Zeit erfolgen.
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Wie ist das mobile Arbeiten künftig geregelt?
Der Tarifvertrag „Moderne
Arbeitswelt“ enthält ebenfalls Regelungen zum mobilen Arbeiten,
das eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich
macht. Doch nicht jede Arbeit eignet sich dafür. Grundlage ist
eine freiwillige Betriebsvereinbarung. Das mobile Arbeiten
bleibt für Beschäftigte freiwillig. Unter einer Bedingung ist es
ausnahmsweise möglich, die Ruhezeit auf neun Stunden zu
verkürzen. Der Arbeitnehmer muss das Arbeitsende oder den
Arbeitsbeginn am Folgetag selber bestimmen können. Soll der
Beschäftigte zu einer zuschlagspflichtigen Zeit arbeiten, sind
die Zuschläge auch entsprechend zu zahlen.
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Warum werden die Regelungen zu den Altersfreizeiten überprüft?
Laut einem Urteil des
Bundesarbeitsgerichts vom Juli 2019 haben nicht nur Voll-,
sondern auch Teilzeitbeschäftigte in der Chemieindustrie
Anspruch auf Altersfreizeiten. Diesem Urteil leisten wir Folge.
Deshalb müssen wir die im Tarifvertrag festgeschriebenen
Regelungen zu den Altersfreizeiten überarbeiten und um die
Teilzeitbeschäftigten ergänzen. Uns geht es dabei nur um
Rechtssicherheit für Teilzeitbeschäftigte. Wir wollen die
Altersfreizeiten nicht abschaffen.
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Montag, 09 März 2020 |
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