|
Das Thema "Mitbestimmung" bleibt
auf dem Tisch. Nicht nur, weil Arbeitgeber unverändert versuchen, dieses
Kernelement von Arbeitnehmermitwirkung zu ihren Gunsten zu verändern. Auf
ein lebhaftes Presseecho stieß die Ankündigung der IG BCE auf ihrer
Jahrespressekonferenz im Dezember, die deutsche Mitbestimmung
europatauglich zu machen und eine schleichende Auszehrung zu verhindern.
|
Vor
Medienvertretern hatte Hubertus Schmoldt erneut betont, ebenso wie die
Tarifautonomie gehöre die Mitbestimmung zu den Kernelementen der sozialen
Marktwirtschaft. Schmoldt weiter: "Nun liegt die Fusions-Richtlinie der EU
auf dem Tisch, sie schafft auch einen neuen Rahmen für Beteiligung der
Arbeitnehmer in den fusionierten Unternehmen. Die Richtlinie wird nicht
ohne Wirkung in Deutschland bleiben. Deshalb kommt es darauf an, die
deutsche Mitbestimmung europatauglich zu machen und eine schleichende
Auszehrung zu verhindern."
Man werde dem Bundeskanzler vorschlagen, eine Kommission "Zukunft
Mitbestimmung - Das deutsche Modell in Europa" einzurichten. In dieser
Kommission sollten Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften vertreten sein.
Aufgabe wäre es, den Veränderungsbedarf zu prüfen und praktikable
Vorschläge zu entwickeln. Ohne die Essentials der Mitbestimmung in Frage
zu stellen, so erläuterte Schmoldt den Journalisten, könnten in dieser
Kommission alle offenen Fragen ergebnisorientiert diskutiert werden.
In einem Beitrag für den ifo-Schnelldienst des Instituts für
Wirtschaftsforschung an der Universität München hat der IG BCE Vorsitzende
ebenfalls für die Standortvorteile der Mitbestimmung gerade in
Krisenzeiten geworben. "Eine Studie von Roland Berger vom November 2003
belegt, dass diejenigen Unternehmen, die ihre Vorgehensweise intensiv mit
den Arbeitnehmervertretern abstimmen, wesentlich weniger krisenanfällig
sind und besser und schneller eingetretene Krisen überwinden. Diese
Erkenntnis hat an Aktualität nichts verloren, im Gegenteil: Ohne
Mitbestimmung wäre es kaum möglich, den Strukturwandel in Deutschland so
zu organisieren, dass größere soziale Verwerfungen vermieden werden",
schreibt Schmoldt in dem Beitrag.
Ein Vorteil, den auch ausländische Investoren sehr wohl zu schätzen
wissen. Dies belegt nicht nur eine Befragung der Bertelsmann-Stiftung in
großen europäischen Unternehmen mit Euro-Betriebsrat im Jahr 2002. Bei
diesem Blick über nationale Grenzen relativierte sich die Kritik schnell.
Denn die deutschen Mitbestimmungsregelungen werden durchaus positiv
wahrgenommen, ebenso wie die Euro-Betriebsräte als wichtiges Element
angesehen werden.
Einen weiteren Dämpfer in ihrem Kampf gegen die Mitbestimmung hatten die
Arbeitgeberverbände im Herbst von der amerikanischen Handelskammer in
Deutschland erhalten. Sie widersprach in einem Gespräch mit der Financial
Times Deutschland der Ansicht, dass die Mitbestimmung Investitionen
bremse. "Die unternehmerische Mitbestimmung ist vielen lästig. Aber sie
ist mit Sicherheit nicht der Grund dafür, dass Investitionen hier nicht
getätigt werden", sagte der Geschäftsführer der amerikanischen
Handelskammer (Amcham) in Deutschland, Dierk Müller.
© IG BCE Coesfeld 2001
Aktualisiert am
Sonntag, 30 August 2009
zur Startseite
|